Theologie studieren
Ein Text von Gabriele Meister – ZEIT Studienführer 2023/24
Darum geht es
Die katholische oder evangelische Theologie ist ein Studienfach für alle, die erforschen wollen, wie der christliche Glaube entstanden ist und welche Antworten die christliche Religion auf Lebensfragen bietet. Das können große zeitlose und aktuelle Fragen sein: Gibt es Gott? Welchen Sinn hat das Leben? Wie haben sich zentrale Positionen der christlichen Friedensethik durch den russischen Angriffskrieg verändert?
Das Theologiestudium enthält literatur- und geschichtswissenschaftliche Elemente und knüpft auch an Politik, Soziologie oder Philosophie an. „Wir nutzen verschiedene geisteswissenschaftliche Methoden, um zu verstehen, was uns die alten Bibeltexte heute sagen können“, sagt Judith Gärtner, Vorsitzende des Evangelisch-theologischen Fakultätentags. Eine zentrale Frage ist, wie sich der christliche Glaube vor der Vernunft verantworten lässt.
„Die Theologie ist der wissenschaftliche Arm des Religiösen“, sagt Johanna Rahner, Vize-Vorsitzendedes Katholischen Fakultätentags. „Ohne sie würde Glaube zum Aberglauben.“
Typische Fragestellungen im Theologie-Studium
- Wie ist das Christentum zu dem geworden, was es heute ist?
- Wie findet kirchliches Leben heute statt, und wie hat es sich historisch verändert?
- Welche Hinweise zum Umgang mit künstlicher Intelligenz gibt die christliche Moralphilosophie?
- Sollte aktive Sterbehilfe erlaubt sein?
- Was sind die Merkmale einer christlichen ökologischen Ethik?
- Hat eine institutionalisierte Kirche noch eine Zukunft?
So läuft das Studium ab
Neben der Auseinandersetzung mit dem Alten und dem Neuen Testament stehen Kirchengeschichte sowie Systematische und Praktische Theologie auf dem Lehrplan.
Die Systematische Theologie umfasst Philosophie, Ethik und die Glaubensgrundsätze der evangelischen oder katholischen Kirche. In der Praktischen Theologie beschäftigt man sich mit dem Zusammenhang von Leben und Glauben. Es geht zum Beispiel um den interreligiösen Dialog oder um die unterschiedlichen Ausprägungen des Christentums weltweit.
Wer in der Seelsorge arbeiten möchte, zum Beispiel als Pfarrer oder Pastoralreferentin, muss das Studium mit dem kirchlichen Examen abschließen und danach eine praktische Ausbildung absolvieren. Sie dauert etwa zwei Jahre und endet mit einem weiteren Examen.
Um Lehrerin oder Lehrer zu werden, wählt man einen Bachelor- und Masterstudiengang mit Lehramtsoption.
Daneben gibt es zum Teil stärker berufsbezogene oder interdisziplinäre Studiengänge mit theologischen Inhalten, etwa Soziale Arbeit/ Praktische Theologie.
Hier sind passende Theologie-Studiengänge und Hochschulen
Wo kann ich Theologie studieren?
Theologie passt zu dir, wenn …
... du Lust hast, zu erforschen und zu verstehen, in welchen historischen und kulturellen Kontexten das Christentum entstanden ist und wie es unsere Kultur geprägt hat. „Das Theologiestudium ist interdisziplinär, das macht es so interessant“, sagt Gärtner. Die Fächervielfalt kann aber auch eine Herausforderung sein: Du musst dich auf geschichtswissenschaftliche Methoden ebenso einlassen wie auf literaturwissenschaftliche oder philosophische. „Man lernt eine große Palette an Denkformen kennen und gewinnt eine hohe geistige Flexibilität“, sagt Johanna Rahner.
Du solltest bereit sein, auch schwierige Texte zu lesen, selbst wenn diese auf Hebräisch, Griechisch oder Latein verfasst wurden. Welche der drei Sprachen man lernen muss und wie intensiv, hängt von der Hochschule und dem Studienziel ab. Alle Sprachkenntnisse kann man auch noch in den ersten Semestern erwerben. Je nach Studiengang kann es auch sein, dass man eine Kirchenmitgliedschaft nachweisen muss. Gläubig sein muss man aber nicht. „Es geht darum, den Glauben wissenschaftlich zu hinterfragen“, sagt Rahner. „Eine bewusste Distanzierung und eine Portion Skepsis gehören dazu.“
Wer verschiedene Religionen erforschen und vergleichen möchte, sollte Religionswissenschaften studieren.
Gibt es einen NC?
Theologische Studiengänge werden an Universitäten und theologischen Hochschulen angeboten. Sie sind meist zulassungsfrei, und man kann sich einfach einschreiben. Gibt es doch eine Zulassungsbeschränkung, betrifft sie meist das Fach Religion auf Lehramt an Grundschulen.
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