Studium oder Ausbildung? Das sind die wichtigsten Unterschiede


findest du im ZEIT StudienfĂĽhrer.
1. Feedback
Als Azubi wirst du von einer Ausbilderin oder einem Ausbilder persönlich betreut. Sie geben dir Arbeitsaufträge, erklären dir Aufgaben und sind bei Fragen und Problemen ansprechbar. Sie beobachten auch von sich aus, wie du zurechtkommst. Feedback bekommst du also auch ungefragt, übrigens auch von deinen Lehrkräften an der Berufsschule.
An der Uni gibt es niemanden, der dich wie eine Lehrerin oder ein Ausbilder im Blick hat. Du musst dir selbst Unterstützung holen. Je nach Anliegen gibt es verschiedene Ansprechpersonen und außerdem viele zentrale Unterstützungsangebote, etwa Kurse zu Lerntechniken oder Zeitmanagement. Auch bei der psychologischen Studienberatung kannst du einen Termin ausmachen.
2. Dauer
Die Regelstudienzeit der meisten Bachelorprogramme ist sechs Semester (Uni) und sieben bis acht Semester (HAW). In der Theorie studierst du also drei bis vier Jahre bis zum ersten Abschluss. Im echten Leben dauert es oft ein, zwei Semester länger.
Eine Ausbildung dauert mindestens zwei, maximal dreieinhalb Jahre. Vor allem mit Abi kannst du oft verkürzen – um bis zu zwölf Monate. Dafür klärt der Betrieb mit der Kammer und der Berufsschule, ob das bei dir infrage kommt. Attraktiv für Abiturienten sind auch Modelle, die eine verkürzte Ausbildung mit einer Zusatzqualifikation kombinieren (auch bekannt als „»Abiturientenausbildung“«).
Studium:
Ein Studium vermittelt wissenschaftliche Arbeitsweisen in einem Fach. Damit kannst du verschiedene Berufe ansteuern
Ausbildung:
Eine duale Ausbildung bereitet auf einen bestimmten Beruf vor. Sie findet an zwei Orten statt: im Betrieb und in der Berufsschule
3. Freiheit
Die ist an der Uni größer. Anwesenheitspflicht gibt es nur selten. Unter der Woche mal länger schlafen ist in vielen Fächern möglich, wenn du deinen Stundenplan geschickt gestaltest. Die mehrmonatige vorlesungsfreie Zeit bietet dir Flexibilität. Auch inhaltlich lassen viele Studiengänge großen Spielraum.
Azubis müssen sich dagegen an die Arbeitszeiten halten. Der Ausbilder und einige weitere Kollegen im Betrieb dürfen ihnen Anweisungen erteilen. Sie führen Berichtshefte, meist in elektronischer Form. Das Lernprogramm ist vorgegeben.
4. Geld
Im Studium verdienst du nichts, du zahlst sogar, nämlich den Semesterbeitrag.
Azubis bekommen dagegen von Beginn an Gehalt. Das ist meist in einem Tarifvertrag festgelegt. 2024 verdienten Auszubildende im Schnitt 1.133 Euro pro Monat. Teils sind Unternehmen auch bereit, über Tarif zu zahlen, bieten Boni oder Benefits wie ein Nahverkehrsticket oder Zuschüsse zum Fitnessstudio. Achtung: Manche Ausbildungen finden nicht in Betrieben, sondern an Fachschulen statt. Für diese kann Schulgeld anfallen.
5. Urlaub
Studierende planen ihren Urlaub innerhalb der vorlesungsfreien Zeit. Die dauert insgesamt mehrere Monate. Weil du in dieser Phase auch etwas für die Uni tun sollst, zum Beispiel lernen und Hausarbeiten oder Prüfungen schreiben, ist die verbreitete Bezeichnung „Semesterferien“ irreführend. Dennoch: Du kannst dir die Zeit flexibel einteilen.
Azubis haben dagegen nur ein paar Wochen Urlaub im Jahr (mindestens vier, manchmal auch fünf oder sechs).
6. Herausforderungen
Oft hört man, ein Studium sei schwerer als eine Ausbildung. Dabei sind die Herausforderungen einfach unterschiedlich. Gleich zu Beginn, bei der Bewerbung, verlangt eine Ausbildung dir in der Regel mehr ab. Es reicht nicht, ein paar Dokumente einzureichen wie für die meisten Unibewerbungen. Stattdessen musst du dir überlegen, wo du beruflich hinwillst, und dein Gegenüber im persönlichen Gespräch von dir überzeugen. Manchmal warten auch Einstellungstests oder Assessment-Center auf dich.
Später musst du dich in den Betriebsablauf einfügen, mit Kolleginnen und Kollegen klarkommen und dir Ansehen erarbeiten. Oft bekommst du auch früh Verantwortung übertragen. Der Anpassungsdruck im Unternehmen ist höher als an der Uni. Dafür bist du sozial eingebunden und erfährst oft große Wertschätzung.
Im Studium liegt die Herausforderung vor allem darin, sich zu motivieren und zu strukturieren und mit der wissenschaftlichen Denkweise zurechtzukommen. In manchen Fächern werden auch die Stofffülle und das Tempo in den ersten Semestern als extrem fordernd erlebt.
7. Berufsbezug
„Was wird man damit?“, diese Frage stellt sich bei einer Ausbildung nicht. Die Ausbildung in allen 328 Ausbildungsberufen von der Anlagenmechanikerin bis zum Zweiradmechatroniker ist vom Berufsbild her entwickelt. Daran beteiligen sich Arbeitgeber, Gewerkschaften und Fachverbände. In der Ausbildung werden für Teilziele Lernziele vorgegeben. Sie sind in Ausbildungsordnungen, Rahmenlehrplänen oder betrieblichen Plänen festgelegt. In der Berufsschule lernt man passende Inhalte, neben allgemeinbildenden Fächern wie Deutsch. Künftige Bankkaufleute befassen sich etwa mit Geschäftsabläufen und Finanzprodukten. Auch gesellschaftliche Entwicklungen finden Eingang in die Ausbildung. So bieten Betriebe zunehmend Ausbildungsplätze mit Fokus auf Umwelt und Klima.
Zwar gibt es auch in der Uniwelt einige Fächer, die eng mit einem Beruf verknüpft sind, ein Beispiel dafür ist Medizin. In den meisten Fällen ist der Weg vom Studium in den Beruf jedoch nicht vorgezeichnet, es eröffnen sich viele Möglichkeiten. Um sie zu nutzen, musst du selbst einen Plan und ein Profil entwickeln.
8. Zukunftsperspektiven
Statistisch gesehen lohnt ein höherer Bildungsabschluss. Studierte Menschen verdienen in ihrem Berufsleben mehr als solche mit Ausbildung. Das gilt aber nur im Schnitt.
Viele Faktoren können dieses Muster relativieren. Neben dem Abschluss spielen etwa die Region, die Branche und der Beruf eine wichtige Rolle. Laut Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung erzielen zum Beispiel ausgebildete Fachkräfte im IT-, Finanz- und Steuerwesen und in vielen kaufmännischen und technischen Berufen höhere Lebenseinkommen als Hochschulabsolventen, die zum Beispiel in der Lebensmittelherstellung, der Logistik oder in einem sozialen Beruf tätig sind. Außerdem gibt es Aufstiegsfortbildungen wie Meisterin oder Techniker. Diese lassen das Einkommen der Fachkräfte kräftig wachsen. Teils liegt es dann sogar höher als das von Bachelorabsolventen.

