Wie wird man eigentlich Lehrkraft?


findest du im ZEIT Studienführer.
Viele Herausforderungen
Bevor du dich für Fächer, Stufe und Schulform entscheidest, solltest du dir zwei Dinge klarmachen:
Zum einen verläuft das Lehramtsstudium anders, als viele erwarten. Die Vorbereitung auf den Schulalltag spielt vor allem am Anfang meist keine große Rolle. Zum anderen warten viele Herausforderungen auf dich. In deiner künftigen Klasse werden viele Kinder sitzen, deren Muttersprache nicht Deutsch ist. Manche Kinder haben Fluchterfahrung, andere wachsen in Armut oder unter schwierigen Bedingungen auf.
Und: Künstliche Intelligenz entwickelt sich rasant und fordert auch die Schulen immer wieder neu. Dafür solltest du dich während des Studiums fit machen.
Grundsätzlich gilt: Um Lehrerin oder Lehrer zu werden, musst du „auf Lehramt“ studieren. In manchen Bundesländern machst du einen Bachelor und anschließend einen Master, in anderen ein Staatsexamen. Die Regelstudienzeit liegt zwischen sieben und zehn Semestern.
Angehende Lehrkräfte studieren die Fächer, die sie später unterrichten wollen – zum Beispiel Chemie, Französisch oder Geografie. Dieses Fachstudium dominiert den Alltag an der Uni. Zusätzlich bekommen sie pädagogisches Wissen vermittelt. Die Bausteine des Lehramtsstudiums kannst du dir rechts ansehen.
Wenn du an eine weiterführende Schule gehen willst, wählst du zwei Fächer. Möchtest du an eine Grundschule, lernst du Grundlagen in Mathe und Deutsch und nimmst ein weiteres Fach dazu, zum Beispiel Sachunterricht oder Musik. Für Sonderpädagogik wählst du meist neben einem Unterrichtsfach zwei Schwerpunkte. Du kannst dich zum Beispiel auf sehbehinderte Schüler spezialisieren oder auf Kinder, die in ihrer emotionalen Entwicklung beeinträchtigt sind. Sonderschullehrkräfte arbeiten an Förderschulen oder an inklusiven Regelschulen.
Option Berufsschule
Eine weitere Möglichkeit haben viele nicht im Blick, obwohl sie gute Perspektiven bietet: Du kannst auch Berufsschullehrkraft werden. Dafür studierst du je nach Bundesland meist eine berufliche Fachrichtung, zum Beispiel Metalltechnik oder Fahrzeugtechnik, und außerdem ein allgemeinbildendes Fach wie Englisch. Manchmal können aber auch zwei berufliche Fachrichtungen gewählt werden.
Bald schon heißt es: Nach der Schule ist vor der Schule: Mit dem ersten Praktikum geht es zurück ins Klassenzimmer. Kurze Orientierungspraktika machst du oft schon in den Anfangssemestern. Zunächst schaut man beim Unterricht nur zu, später hält man erste Stunden selbst.
Zum Ende des Studiums folgt eine intensivere Praxisphase. An manchen Unis ist man ein halbes Jahr lang für zwei, drei oder vier Tage pro Woche an einer Schule, an anderen gibt es Blockpraktika. Der Praxisanteil liegt, über das gesamte Studium verteilt, bei vier bis sieben Monaten.
Wenn es nicht passt
Vielleicht stellst du im Praktikum fest, dass du später doch nicht vor einer Klasse stehen möchtest. Das passiert gar nicht so selten. Zum Glück ist das Lehramtsstudium mittlerweile recht flexibel. Ein Wechsel ins Lehramt hinein oder aus dem Lehramt heraus ist oft möglich. So kannst du an einen „polyvalenten“ (mehrfach verwendbaren) Bachelorstudiengang entweder einen Master of Education oder aber einen fachwissenschaftlichen Master anschließen. Du kannst also Physiklehrerin werden – oder eben doch Physikerin.
Weil immer mehr Schülerinnen und Schüler mehrsprachig aufwachsen, gibt es im Studium oft Kurse zu „Deutsch als Zweitsprache“. Teils wird dies auch als ergänzendes Fach angeboten. Auch aktuelle gesellschaftliche Themen wie Inklusion oder Digitalisierung kommen vor, mal in Form von Pflichtveranstaltungen, mal im Wahlbereich. Allerdings gibt es große Unterschiede, wie solche Gegenwartsthemen an den einzelnen Unis verankert sind. Schau deshalb genau hin: Wer setzt welche Schwerpunkte? Wie viel Raum nimmt zum Beispiel KI ein und die Chancen, die sie für guten Unterricht bietet? Kann man diversitätsbezogene Kompetenzen erwerben? Hinter diesem Schlagwort verbirgt sich das Wissen darum, wie man unterschiedliche Lebensrealitäten von Schülern sensibel in die Unterrichtsplanung einbezieht.
Die Unis machen ihre Inhalte auf ihren Websites transparent. Oft findest du dort anschauliche Studienverlaufspläne. Gebündelt stehen alle Informationen für Lehramtsinteressierte und -studierende auf den Seiten des Zentrums für Lehrkräftebildung (auch: „School of Education“) der jeweiligen Hochschule
Duales Lehramt
Trotz Orientierungspraktikum vermissen viele Studierende in den ersten Semestern den Bezug zu ihrem angestrebten Beruf. Etliche brechen vorzeitig ab. Dem sollen duale Lehramtsstudiengänge entgegenwirken. Es gibt davon mittlerweile mehr als ein Dutzend, zum Beispiel an den Unis in Kassel, Flensburg, Magdeburg und Erfurt.
Dual bedeutet beim Lehramt, Uni und Schulalltag wechseln sich bereits früh (ab dem dritten Semester) ab: Du sammelst dann beispielsweise zwei Tage in der Woche Erfahrung im Unterricht an deiner Ausbildungsschule. Die restlichen drei Tage verbringst du an der Uni.
Neben der Praxisnähe haben duale Studiengänge weitere Vorteile: Du verdienst von Anfang an Geld – teilweise verkürzt sich auch dein Vorbereitungsdienst. Im Gegenzug musst du dich oft verpflichten, anschließend einige Jahre in dem betreffenden Bundesland zu unterrichten. Noch sind duale Studiengänge die Ausnahme: Es gibt bundesweit nur wenige Plätze, und der Bewerberandrang ist groß.
Auf das Lehramtsstudium folgt ein eineinhalb- bis zweijähriger Vorbereitungsdienst, das Referendariat. Im Prinzip kannst du es in jedem Bundesland machen, egal wo du studiert hast. Im Einzelfall kann ein Wechsel schwierig sein.
Im Referendariat gibst du schon selbst Stunden, zusätzlich besuchst du mit anderen das „Seminar“ und erarbeitest mit erfahrenen Lehrkräften, wie ihr eure Fächer gut unterrichtet. Viele erleben dies als eine sehr anstrengende Zeit, auch weil am Ende erneut Prüfungen anstehen. Aber wenn das geschafft ist, bist du fertig – und eine voll ausgebildete Lehrkraft.