Designstudium: Tipps für die Mappe


findest du im ZEIT Studienführer.
Suche Ideen im Alltag
Wenn es darum geht, Themen für die Mappe zu finden, sind viele erst mal blockiert. Rebecca Stephany, Professorin für Grafikdesign an der Kunsthochschule in Kassel, rät, sich auf Hobbys und andere Dinge zu besinnen, die man gerne macht. Vielleicht fährst du Skateboard, nähst deine Klamotten selbst, postest Fotos oder betrachtest Wolkenformationen.
Aber warum eigentlich? Und was genau ist es, das dich daran interessiert? „Manchmal muss man die Inspiration erst Schritt für Schritt freilegen“, sagt Stephany. Entscheidend sei, dass die Mappe vermittelt, wie jemand auf die Welt blickt.
Betrachte nichts als Pflichtübung
Keine Frage, die Bewerbung für kreative Studiengänge ist aufwendig und eine Mappe ganz schön umfangreich. Dennoch sollten auch die letzten Arbeiten mehr sein als Punkte auf einer Checkliste. Je mehr Motivation du für jedes einzelne Werk aufbringst, desto eher werden die Ergebnisse überzeugen.
Der Designstudent Mi Düver von der Kunsthochschule in Offenbach kennt einen Trick, um bei der Sache zu bleiben: „Ich merke, dass ich mir mehr Mühe gebe, wenn ich mir vorstelle, die Arbeit für jemand anderen zu machen, zum Beispiel als Geschenk.“
Befreie dich von Klischees
Mainstream-Motive tauchen in vielen Mappen auf – und langweilen die Auswahlkommission. „Ich will keinen Eisbären mehr auf einer schmelzenden Eisscholle sehen und auch keine pseudofeministische Collage von dünnen Frauen aus der Vogue“, sagt die Professorin Rebecca Stephany, die in der Jury in Kassel sitzt. Der Klimawandel und ungesunde Schönheitsideale sind ohne Zweifel wichtige Themen. Aber du solltest neue Wege finden, um sie darzustellen. Auch Klassiker aus dem Zeichenkurs wie eine zerknitterte Tomatendose kommen häufig nicht gut an.
Variiere
Die Auswahlkommission möchte möglichst viele Facetten deiner Kreativität kennenlernen. Nicht nur die Darstellungsformen, auch die Materialien kannst du variieren. Nur Stifte und Papier zu Hause? Für mehr Abwechslung musst du nicht unbedingt viel Geld ausgeben: „Es ist der Jury klar, dass Bewerbende keine 3-D-Drucker daheim stehen haben. Aber man kann zum Beispiel zum Sperrmüll gehen und dort Materialien für eine Installation suchen“, sagt der Designstudent Mi Düver. Neben Zeichnungen können Links zu Videos, Fotos, Poster oder Aufnahmen von Installationen und Skulpturen in die Mappe.
Bleib immer eigenständig
Viele Hochschulen und Ateliers bieten Mappenkurse an. Sie werben damit, dich bei der Gestaltung der Mappe zu begleiten, und kosten häufig Geld. Meist werden verschiedene Techniken wie der Linolschnitt oder figürliches Zeichnen geübt. Solche Kurse können dir helfen, dich weiterzuentwickeln und dein Handwerk zu verbessern. Es gibt aber auch Kritik daran, vor allem die, dass die Eigenständigkeit leide. Wenn du in einen Kurs gehst, solltest du nicht ausschließlich die dort entstandenen Arbeiten einreichen. Die Jury erkennt das häufig.
Probiere dich aus
Alles, was nicht perfekt geklappt hat, schmeißt du weg? Stopp! Das ist Teil deines kreativen Prozesses. Die Mappe soll keine makellose Sammlung sein. Oft ist sogar erwünscht, dass du ein Skizzenbuch mit abgibst. Die Jury ist sehr interessiert an deinem Gestaltungsweg.
Mi Düver, selbst Mitglied einer Kommission, erklärt: „Das bedeutet, dass man auch mal eine Zeichnung ohne wegradierte Hilfslinien zeigt oder etwas reinpackt, was man einfach spielerisch ausprobiert hat. Vor allem sollte man nichts am Computer nachbearbeiten. Das erkennen wir.“ Außerdem erwarte keiner, dass du digitale Designprogramme bereits beherrschst.
Hol dir Feedback
Anders als bei den Mappenkursen sind sich bei der Mappenberatung alle einig: Geh auf jeden Fall hin! Die meisten Hochschulen bieten ein kostenloses Gespräch an. Dozierende begutachten deine Entwürfe, du bekommst Rückmeldungen zum Aufbau, zur thematischen Auswahl und zur Qualität.
Professorin Rebecca Stephany warnt vor falschen Erwartungen: „Ich finde es schwierig, wenn ich bei der Beratung das Gefühl habe, jemand ist auf der Suche nach Ideen und will ein Thema von mir genannt bekommen.“ Sie wolle genau das Gegenteil: „Die Leute sollen uns überraschen.“ Bring am besten schon viele Werke mit.
Kenne die Hochschule
Recherchiere die Schwerpunkte der Hochschule, und passe dein Portfolio entsprechend an. „Man sollte zum Beispiel wissen, was an der jeweiligen Hochschule wichtiger ist: handwerkliches Können oder konzeptionelles Arbeiten“, sagt die Illustratorin Franziska Walther. Sie hat an der HAW in Hamburg und an der Bauhaus-Universität in Weimar gelehrt. „Die HAW will durchaus etwas sehen, was die handwerklichen Fähigkeiten zeigt. Für Weimar ist es besonders wichtig, ein übergeordnetes Konzept zu verfolgen.“ Das bedeutet, in mehreren Werken eine Leitidee zu zeigen. Oft bietet sich das bei einer Serie von Bildern an.
Sortiere klug
Leider kann nicht alles, was du gestaltet hast, einen Platz in der Mappe finden. Auf den Websites der Kunsthochschulen stehen Vorgaben, etwa wie viele Werke du maximal einreichen darfst. Die Dramaturgie der Mappe steht dir frei, aber es gibt Faustregeln: Starte am besten mit einem starken Werk, das dir gut gefällt und persönlich wichtig ist. Ende mit dem zweitstärksten.
Vermeide eine sogenannte Schlittenfahrt: stark anfangen und zum Ende immer schwächer werden. Idealerweise platzierst du Highlights und schwächere Stücke im Wechsel – das schafft ein Visuelles Auf und Ab wie bei einer Achterbahnfahrt.
Achte auf das Layout
Die Professorin für Grafikdesign Rebecca Stephany bewertet das Layout immer mit. Wenn die Mappe schlecht formatiert sei oder grundlos ausgefallene Hintergründe wie Fake Papyrus gewählt würden, falle ihr das negativ auf. „Ich denke dann: Die Person will Design studieren, aber beweist kein Interesse für Gestaltung.“
Franziska Walther, Illustratorin und Dozentin, empfiehlt im Zweifel minimalistische Designs: „Ein typischer Fehler von Bewerbenden ist, zu viel zu machen, also alles mit viel Typografie und Farbe zu pimpen.“ Besser: dem eigentlichen Werk viel Raum geben.
Denk an die Formalien
Alles pünktlich fertig bekommen? Vor lauter Erleichterung solltest du auf den letzten Metern keine Formfehler machen. Laut Mi Düver vergessen Bewerbende gern die Unterschrift und die Eigenständigkeitserklärung. Da die Bewerbung in der Regel digital läuft und man die Originale nicht verschicken muss, kann man sich an vielen Hochschulen gleichzeitig bewerben.
Das hat Folgen: „Oft drücken Leute einfach nur Copy-and-paste“, sagt Stephany. „Wenn Bewerbende random zehn Bewerbungen rausschicken und nicht einmal den Namen der jeweiligen Hochschule im Betreff anpassen, verträgt das keine Professorin gut.“ Also: Kontrolliere alles penibel, bevor du auf „Senden“ klickst.
Beantworte alle Fragen authentisch
Du hast einen Termin für ein Bewerbungsgespräch bekommen! „Manche gehen vorher extra in Museen oder lesen etwas Prätentiöses, um für die Frage nach ihrer Inspiration gewappnet zu sein“, sagt Stephany. Das merke man aber. Sie rät, sich lieber Gedanken zu folgenden Fragen zu machen: Was setzt in mir Energien frei? Was sind meine Vorbilder? Welchen Teil der Mappe hätte ich im Nachhinein gerne noch verändert? Du kannst dir auch noch mal vor Augen führen, warum du ein kreatives Fach studieren willst. Und du solltest sagen können, warum dir die Themen, die du in der Mappe aufgreifst, wichtig sind.