Urlaubssemester: Vorteile und wichtige Tipps

Was ist ein Urlaubssemester?
Mit einem Urlaubssemester kannst du dein Studium für die Dauer eines Semesters pausieren. Es ist nicht möglich, sich für einen kürzeren Zeitraum beurlauben zu lassen: Du bist also sechs Monate von den universitären Pflichten wie Seminaren und Vorlesungen befreit.
Während eines Urlaubssemesters bist du normal weiter an deiner Hochschule immatrikuliert. Die Unterbrechung wird jedoch nicht als Fachsemester angerechnet. Daher wirkt sie sich auch nicht auf die Regelstudienzeit aus.
Was sind die Voraussetzungen?
Endlich am Strand sonnen, während die anderen büffeln? Auch wenn die Vorstellung verlockend klingt – für ein Urlaubssemester brauchst du einen triftigen Grund, den du der Universität vorlegst. In der Studienordnung deiner Hochschule kannst du nachlesen, welche Gründe dort im Einzelnen akzeptiert werden.
Typische Gründe sind häufig:
- Krankheit
- Schwangerschaft, Mutterschutz, Elternzeit, Kindererziehung
- Pflege von Verwandten
- freiwilliges Praktikum
- freiwilliges Auslandssemester/-studium
- Freiwilligendienst, Wehrdienst
- Berufstätigkeit zur Finanzierung des Studiums
Wann kann ich ein Urlaubssemester einlegen?
Im ersten Semester ist normalerweise keine Beurlaubung möglich. Schließlich wollen die Hochschulen, dass du dein Studium auch zu dem Zeitpunkt beginnst, für den du dich beworben hast. Eine Ausnahme könnte sein, wenn du während der ersten Semesterwochen krank wirst. In dem Fall solltest du das Gespräch mit den Zuständigen deiner Hochschule suchen, um einen Kompromiss zu finden.
Wie beantrage ich das Urlaubssemester?
Wenn möglich, solltest du das Urlaubssemester schon während der Rückmeldefrist zum kommenden Semester beantragen. Je nach Grund für die Pause ist das nicht so leicht zu planen. Wirst du plötzlich krank und die Frist ist schon vorbei, wende dich an deine Hochschule. In diesen Sonderfällen kannst du dich mit deiner Uni direkt einigen.
Nehmen wir an, die Rückmeldefrist läuft noch: Dann reicht es, den schriftlichen Antrag auf ein Urlaubssemester bei deiner Hochschule abzugeben. Je nach Uni ist das sogar online möglich. Ansonsten reichst du ihn beim Studierendensekretariat ein.
Mehrere Urlaubssemester
Dir reicht ein Urlaubssemester nicht? Dann kannst du meist noch eins dranhängen, sofern du weiterhin einen der festgelegten Gründe erfüllst. Allerdings musst du das genau wie das erste neu beantragen. Aufgepasst: Normalerweise ist nach zwei Urlaubssemestern im Master und drei im Bachelor Schluss. Du darfst maximal die Hälfte der Regelstudienzeit als Urlaubssemester verbringen. Lässt du dich allerdings befreien, weil du dein Kind zu Hause betreust, ist oft sogar noch mehr drin. Manche Unis erlauben dann sogar sechs Urlaubssemester.
Welche Vor- und Nachteile hat ein Urlaubssemester?
Der größte Vorteil liegt auf der Hand: Du hast Zeit, dich zum Beispiel auf deine Genesung, deine Schwangerschaft oder dein Praktikum zu konzentrieren. Auch musst du in der Regel nicht den vollen Semesterbeitrag zahlen. Wenn du bereits in der Rückmeldefrist den Beitrag überwiesen hast, bekommst du ihn zumindest teilweise erstattet. Manchmal ist dafür ein gesonderter Antrag nötig. Das ist von der jeweiligen Uni abhängig.
Komplett raus aus der Uni?
Ob du während der Beurlaubung Lehrveranstaltungen besuchen darfst, solltest du im Vorhinein mit deinem Prüfungsamt klären. An manchen Hochschulen ist es möglich, in dem Zeitraum zum Beispiel Wiederholungsklausuren zu schreiben. An anderen bist du von Prüfungen generell ausgeschlossen.
Krankenversicherung & Jobs
Im Urlaubssemester bist du weiterhin krankenversichert. Anders sieht es aus, wenn du dich entschließt, in dem Zeitraum normal zu arbeiten. Damit fällst du aus der studentischen Krankenversicherung und musst dich als Arbeitnehmer:in oder freiwillig Versicherte:r anmelden. Du darfst zudem keine Werkstudi-Jobs machen, da du nicht wie andere den vollen Studierendenstatus erfüllst.
Arbeitest du mehr als auf Minijob-Basis, wirst du also behandelt wie gewöhnliche Arbeitnehmer:innen. Gleichzeitig machst du so wichtige Erfahrungen, mit denen du dich von anderen Studierenden abhebst. Du verdienst dein eigenes Geld und knüpfst Kontakte für deine künftige berufliche Laufbahn.
Finanzierung im Urlaubssemester
Wie sieht es mit finanzieller Unterstützung aus? Während eines Urlaubssemesters verfällt dein BAföG-Anspruch. Außer du gehst für ein Semester ins Ausland, dann kommt Auslands-BAföG für dich infrage. Bleibt dir zu Hause keine andere Möglichkeit zur Finanzierung, kannst du Bürgergeld beantragen. Hier heißt es: Schnell sein, denn rückwirkend wird dir nichts ausgezahlt.
Da du im Urlaubssemester keinen BAföG-Anspruch hast, kannst du auch einen Antrag auf Wohngeld stellen. Mehr dazu findest du hier (Artikel zu Wohngeld)
Auf lange Sicht
Obwohl das Urlaubssemester nicht zur Regelstudienzeit zählt, wirst du dein Studium erst später beenden und somit später anfangen zu arbeiten. Überlege dir also gut, ob diese Pause zu deiner Zukunftsplanung passt.
Was sind die Alternativen?
Nach einem Semester Pause erneut ins Studium einzusteigen, bedeutet auch eine Umstellung: Prüfungen, Vorlesungen, Seminare – der Studienalltag beginnt wieder. Hast du etwa pausiert, da du schwanger warst, kann sich der Stress mit einem Kind nun verdoppeln.
Du hast viel um die Ohren, aber möchtest dein Studium nicht abbrechen? Eventuell könnte dich ein Teilzeitstudium entlasten. Die genauen Bedingungen dafür klärst du am besten mit deiner Hochschule. BAföG beispielsweise steht dir während eines Teilzeitstudiums nicht zu. Wiederum hättest du die Chance auf Wohngeld, welches deine Miete bezuschusst.
Du hast bereits Urlaubssemester eingelegt und bräuchtest mehr? Dann solltest du grundsätzlich überlegen, ob und wie du dein Studium fortführen möchtest oder kannst. Bevor du dich exmatrikulierst, suche das Gespräch mit deiner Fachstudienberatung. Sie hilft dir, deine Möglichkeiten auszuloten. Denn eine Exmatrikulation ist endgültig: Ist dein Studium schon fortgeschritten oder du hast lange auf einen Platz gewartet, wird ein zweiter Anlauf später umso schwerer.
Fazit
Versuche, soweit es geht, dein Urlaubssemester zu planen. Möchtest du etwa einen Freiwilligendienst absolvieren, wäge genau ab, in welchem Semester. Sei dir bewusst, dass du unter Umständen keine staatliche Unterstützung für den Zeitraum bekommst. Beschäftige dich schon vorab mit der Finanzierung: Können dir deine Eltern aushelfen? Oder musst du dir einen Job suchen?
Für detaillierte Fragen wende dich an deine Hochschule, das Studierendensekretariat oder das Prüfungsamt. Auch wenn nicht alles nach Plan läuft, können sie dir im Einzelfall weiterhelfen. Ein Urlaubssemester ist Chance und Risiko zugleich: Lass dich von Unterbrechungen in deinem Studium nicht unterkriegen!
