Studium generale – was ist das, und wie funktioniert es?

Was bedeutet Studium generale?

Studium generale bezeichnet einen breit gefächerten Lehrplan einer Hochschule, der eine Vielzahl von Themen und Disziplinen abdeckt. Der Begriff stammt aus dem Lateinischen und bedeutet "allgemeines Studium". Zu diesen allgemeinen Studien zählen alle nicht obligatorischen Lehrangebote der Uni. Das Studium generale ist häufig keine Pflicht und wird nur ergänzend je nach Interesse der Studierenden belegt. Synonym zur Bezeichnung Studium generale verwenden manche Hochschulen für ihre speziellen Programme auch den Begriff Studium fundamentale oder Studium universale.

Warum gibt es das Studium generale?

Das Studium generale zielt darauf ab, allgemeinbildende Inhalte anzubieten, die über spezifische Fachrichtungen hinausgehen. Studierende erhalten die Möglichkeit, sich mit verschiedenen Disziplinen und Themenbereichen auseinanderzusetzen, die normalerweise nicht in ihrem Hauptstudium enthalten sind. Zudem gehört neben Bildung, Lehre und Forschung ebenso der Wissenstransfer in die Gesellschaft zu den Aufgaben einer Hochschule. Daher steht dieses Angebot auch Bürgerinnen und Bürgern zur Verfügung, die ihre Allgemeinbildung ausbauen möchten. Der Zweck des Studium generale besteht darin, den Menschen eine ganzheitliche Bildung zu ermöglichen, die ihren intellektuellen Horizont erweitert, kritisches Denken fördert und sie auf komplexe Herausforderungen in einer sich ständig verändernden Welt vorbereitet.

Zu den Zielen des Studium generale gehören demnach:

• Ausbau der Allgemeinbildung für alle Interessierten
• Orientierung für Schüler:innen, Abiturient:innen und angehende Studierende
• Ergänzung zum Hauptstudium für alle Studierenden
• Interdisziplinäre Zusammenarbeit und Forschung der Fachbereiche
• Lebenslanges Lernen für Jung und Alt
• Wiedereinstieg und Quereinstieg für Eltern, Arbeitslose und Senior:innen

Fächerangebot – Inhalte des Studium generale

Das Studium generale an deutschen Hochschulen kann eine Vielzahl von Fächern und Themen umfassen, und die genauen Inhalte können von Hochschule zu Hochschule variieren, da jede Institution ihre eigenen Schwerpunkte setzt. Typischerweise beinhaltet das Studium generale jedoch eine Auswahl an Kursen oder Vorlesungen aus verschiedenen Bereichen, darunter:

• Geisteswissenschaften: Hierzu gehören Fächer wie Philosophie, Geschichte, Literatur, Sprachen und Kulturwissenschaften.
• Naturwissenschaften: Kurse in Biologie, Chemie, Physik oder Umweltwissenschaften können Teil des Studium generale sein, um ein grundlegendes Verständnis naturwissenschaftlicher Prinzipien zu vermitteln.
• Informatik und Mathe: Um einen besseren Durchblick bei Technologien und deren Auswirkungen auf unsere Gesellschaft zu erhalten, kannst du Themen wie Programmierung, Datenanalyse, künstliche Intelligenz oder digitale Ethik belegen.
• Sozialwissenschaften: Dies umfasst Fächer wie Soziologie, Politikwissenschaft, Psychologie oder Wirtschaftswissenschaften, die soziale und menschliche Aspekte untersuchen.
• Ethik und Philosophie: Hier findest du Kurse, die sich mit ethischen Fragen, kritischem Denken und philosophischen Ansätzen beschäftigen.
• Kunst und Kultur: Es werden Veranstaltungen angeboten, die sich mit verschiedenen künstlerischen Ausdrucksformen wie Musik, bildender Kunst oder Film befassen.
• Interdisziplinäre Themen: An manchen Hochschulen gibt es Kurse, in denen du aktuelle gesellschaftliche Fragestellungen, Umweltproblematiken oder globale Herausforderungen diskutierst und Lösungsansätze aus den verschiedenen Blickwinkeln der beteiligten Fachrichtungen beleuchtest.

Kursstruktur und Kosten – drei Beispiele

Die Organisation des Studium generale variiert je nach Hochschule bzw. Universität. Entsprechend dem Umfang des Lehrangebots wirst du auch auf unterschiedliche Kosten stoßen. Während manche Unis nur eine Vorlesung pro Woche im Rahmen des Studium generale anbieten, kannst du andernorts jeden Tag mehrere Seminare und Vorträge besuchen.

1. Studium generale an der Freien Universität Berlin

An der Freien Universität Berlin (FU) wird das einjährige Einführungs- und Orientierungsstudium mit dem Namen EinS@FU angeboten. Dieses ist für Abiturient:innen und andere Studieninteressierte gedacht, die vor dem eigentlichen Studium einen Überblick über mögliche Fächer gewinnen wollen. Es eignet sich auch, wenn du dich für mehr als nur ein Studienfach interessierst oder erst mal herausfinden möchtest, ob ein bestimmtes Studium zu dir passt. EinS@FU-Studierende können Lehrangebote aus mehr als 40 Studiengängen der Uni besuchen und werden zusätzlich durch ein Mentoringprogramm bei der Studienorganisation und der Entscheidungsfindung begleitet. Im Laufe des Studium generale können zum Teil auch Leistungen für ein späteres Studium erworben und angerechnet werden.

Kostenpunkt: Für das EinS@FU-Programm werden die üblichen Semestergebühren erhoben, in denen auch das Semesterticket für den Nahverkehr enthalten ist.

2. Studium generale an der Ludwig-Maximilians-Universität München

Die Ludwig-Maximilians-Universität München (LMU) legt den Fokus weniger auf die Orientierung und betrachtet das Studium generale eher als Ergänzung zum Hauptstudium. Es gibt Ringvorlesungen und Vortragsreihen, die für alle Interessentinnen und Interessenten frei zugänglich sind. Für alle weiteren Lehrveranstaltungen des Studium generale ist die Einschreibung als Studierende:r erforderlich. Gaststudierende oder Abiturient:innen können sich aber auch nur für einzelne Vorlesungen immatrikulieren. Voraussetzung für die Immatrikulation ist die Hochschulreife oder ein gleichwertiges Zeugnis.

Kostenpunkt: Zusätzlich zu den normalen Immatrikulationsgebühren sind spezielle Gebühren für das Studium generale fällig. Die Kosten richten sich nach dem Umfang der Semesterwochenstunden, die du im Rahmen des Studium generale an der LMU belegen möchtest – so kosten bis zu 4 Semesterwochenstunden 100 Euro, 5 bis 8 Semesterwochenstunden 200 Euro und mehr als 8 Semesterwochenstunden 300 Euro.

3. Studium universale an der Universität Leipzig

An der Universität Leipzig trägt das Studium generale den Namen Studium universale. Dies ist eine Vorlesungsreihe der Uni, die jedes Semester unter einem neuen Leitthema steht – zum Beispiel "Mensch-Maschine" oder "Leben im Umbruch". Ziel ist es, dieses Thema aus verschiedenen Perspektiven und Fachdisziplinen zu betrachten und zu diskutieren. Die Veranstaltungsreihe findet jeden Mittwoch um 19 Uhr statt und ist entsprechend weniger umfangreich als das Studium generale an anderen Hochschulen.

Kostenpunkt: Das Angebot ist für alle kostenfrei zugänglich und möchte dadurch den Diskurs auch für Bürger und Bürgerinnen der Stadt Leipzig öffnen.

Jung und alt – für wen ist ein Studium generale geeignet?

Jeder Mensch mit Abitur bzw. Hochschulreife kann an den Veranstaltungen eines Studium generale teilnehmen. Es gibt aber auch einige Hochschulen, die bereits Schülerinnen und Schülern die Teilnahme ermöglichen und auch Senioren und Seniorinnen ansprechen. Zudem bieten manche Unis oder Fachhochschulen offene Lehrveranstaltungen, an denen Bürgerinnen und Bürger teilnehmen können, die sich nicht extra immatrikulieren müssen.

Wie funktioniert die Anmeldung?

Studierende können sich für Kurse oder Veranstaltungen des Studium generale einschreiben, indem sie sich zuerst immatrikulieren und danach über das Hochschulsystem für die Kurse anmelden. Dies geschieht meist online. Die genauen Anmeldeverfahren können von Hochschule zu Hochschule unterschiedlich sein. In der Regel erfolgt die Anmeldung über das Hochschulportal oder das Büro für Studienangelegenheiten. Sehr beliebte Studiengänge wie Psychologie oder Medienwissenschaften sind häufig vom Studium-generale-Angebot ausgenommen, da die Plätze sehr begrenzt sind.

Ist die Studienleistung anrechenbar?

Einige Hochschulen ermöglichen es, ECTS-Punkte zu erwerben oder zumindest bestimmte Kurse als Wahl- oder Ergänzungsfächer in dein Hauptstudium einzubeziehen. Ob du dir die Inhalte aus dem Studium generale im Hauptstudium anrechnen lassen kannst, hängt sowohl von deiner Hochschule als auch von deiner individuellen Fächerkombination ab.

Persönliche Vorteile – was bringt mir ein Studium generale?

Bis hierhin klingt das zwar alles ganz spannend, aber du fragst dich trotzdem, warum du ein Studium generale in Erwägung ziehen solltest? Dann hilft dir vielleicht die Auflistung der Vorteile, die eine solche Studienergänzung für dich ganz persönlich und im Hinblick auf den Berufseinstieg haben kann.

• Breitere Bildung: Ein Studium generale ermöglicht dir, über den Tellerrand deines Hauptstudiums hinauszuschauen. Du bekommst die Chance, Themen außerhalb deines Fachgebiets zu erkunden und ein breit gefächertes Wissen aufzubauen.
• Interdisziplinäre Perspektiven: Du erhältst Einblicke in verschiedene Disziplinen und kannst Zusammenhänge zwischen verschiedenen Fachgebieten erkennen. Das kann deine Denkweise erweitern und dich dazu befähigen, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln anzugehen.
• Flexibilität und Anpassungsfähigkeit: Die Fähigkeit, sich mit verschiedenen Themen zu beschäftigen, kann dir helfen, flexibler zu werden und dich schneller an neue Situationen anzupassen – eine wichtige Eigenschaft in einer sich ständig verändernden Arbeitswelt.
• Soft Skills und Kommunikation: Studium-generale-Kurse können die Entwicklung von Soft Skills wie kritischem Denken, Problemlösungsfähigkeiten und interkultureller Kommunikation fördern, die in vielen Berufen gefragt sind.
• Berufliche Vielseitigkeit: Arbeitgeber bewerten es oft als positiv, wenn Bewerber:innen neben ihrem Hauptstudium auch Interesse an angrenzenden Bereichen ihres Faches gezeigt haben. Das interdisziplinäre Studium hilft dir nämlich, Lösungen für komplexe Probleme zu finden. Zudem zeigt es deine Vielseitigkeit und deine Offenheit für Neues.
• Persönliche Entwicklung: Das Belegen eines Studium generale kann auch dazu beitragen, deine persönlichen Interessen und Leidenschaften außerhalb deines Hauptfachs zu entdecken oder zu vertiefen. Das wiederum kann dein persönliches Wachstum fördern. Vielleicht schlummern versteckte Talente im künstlerischen Bereich in dir. Oder dein Selbstbild als Mathe-Genie entwickelt sich doch eher in Richtung Sprachtalent.

Studium generale – Orientierung und Ergänzung für dein Studium

Unabhängig von Alter oder Vorwissen eignet sich das Studium generale für alle Menschen, die sich für ein breites Feld an Themen interessieren oder die sich weiterbilden möchten. Schüler:innen und Abiturient:innen können sich einen Überblick über mögliche Studienfächer verschaffen. Und Studierende ergänzen ihr Hauptstudium und lernen, ihr Fachwissen auch interdisziplinär anzuwenden. Insgesamt trägt das Studium generale dazu bei, Studierende auf eine sich ständig verändernde Welt vorzubereiten, in der breites Wissen, kritisches Denken und das Zusammenspiel verschiedener Disziplinen von großer Bedeutung sind. Es bietet dir eine reiche und vielseitige Lernerfahrung, die über die rein fachspezifischen Inhalte hinausgeht. Solltest du also die zeitlichen Kapazitäten haben, ein Studium generale zu belegen, kann dies sowohl deine persönliche als auch deine berufliche Entwicklung bereichern.