NC und Wartezeit – Zwölf Behauptungen im Check


findest du im ZEIT Studienführer.
„Ohne gutes Abi gibt es keinen Studienplatz“
- Das ist falsch. Auch mit einem knapp bestandenen Abi stehen dir zahlreiche Studienplätze offen. Rund 60 Prozent aller Studiengänge in Deutschland sind zulassungsfrei. Das bedeutet, dass so viele Plätze vergeben werden, wie es studienberechtigte Interessentinnen und Interessenten gibt. Alle kommen zum Zug. Nach der Abi-Note fragt keiner.
„Der NC gilt immer pro Fach“
- Falsch. Der NC bezieht sich immer auf Studiengänge. An der Uni A kann ein BWL-Studiengang beispielsweise einen NC von 1,7 haben, an der Uni B liegt der BWL-NC bei 2,5, und an der Uni C ist BWL zulassungsfrei. Es gibt also nicht einen einheitlichen BWL-NC für ganz Deutschland.
„Ein FSJ bringt Extrapunkte“
- Teilweise ja. Die Unis und HAWS können nämlich neben dem Abi-Schnitt weitere Leistungen berücksichtigen – zum Beispiel ein Freiwilliges Soziales Jahr (FSJ) oder einen anderen Dienst. Ob dies der Fall ist, erfährst du bei der jeweiligen Hochschule. Für Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie gibt es im Downloadbereich der Seite hochschulstart.de einen Überblick über die Auswahlkriterien der Unis. Dort ist auch angegeben, ob Freiwilligendienste berücksichtigt werden. Wichtig: Musst du wegen des Dienstes darauf verzichten, ein Studienangebot anzunehmen, hast du später einen Anspruch auf bevorzugte Auswahl.
„Mit einer Berufsausbildung steigen die Chancen“
- Ja, jedenfalls manchmal. Berufliche Vorerfahrung ist genauso wie ein Dienst eines der Kriterien, die Hochschulen positiv berücksichtigen können. Zu diesen Kriterien zählen auch Preise bei Wettbewerben wie „Jugend forscht“. Bei manchen Studiengängen bringt die Teilnahme an Orientierungsprogrammen für Studieninteressierte einen kleinen Bonus.
„In Berlin ist überall ein NC drauf“
- Nicht überall, aber doch in vielen Fällen, wie der NC-Check des Centrums für Hochschulentwicklung zeigt. Im Wintersemester 2022/23 waren rund zwei Drittel der Bachelorstudiengänge im Land Berlin zulassungsbeschränkt. Das Gleiche gilt für Hamburg. Zum Vergleich: In Bayern, Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rhein-land-Pfalz und Sachsen-Anhalt lag die Quote bei unter 30 Prozent, in Thüringen bei lediglich 13 Prozent.
„Existiert kein NC, kann ich einfach losstudieren“
- Ganz so einfach ist es nicht. Um den Studierendenstatus zu erhalten, musst du dich einschreiben, also an der Hochschule anmelden. Dafür gibt es Fristen, die du für deinen Studiengang erst einmal in Erfahrung bringen musst. Außerdem kann es auch bei zulassungsfreien Studiengängen hier und da Voraussetzungen geben. Dann musst du zum Beispiel Sprachkenntnisse nachweisen oder vor dem Studienstart ein Praktikum absolvieren.
„Für Medizin braucht man Spitzennoten“
- So pauschal stimmt das nicht. Hat jemand gute Ergebnisse beim Medizinertest und punktet bei weiteren Kriterien, die die Unis zusätzlich zum Abi-Schnitt berücksichtigen, hat er sogar die Chance, einen Platz zu ergattern, wenn keine Eins vor dem Komma steht. Dass Medizin-Interessierte um jeden Punkt im Abi kämpfen sollten, ist trotzdem richtig.
„Die goldene Regel beim Bewerben: nie aufs Hörensagen verlassen und im Zweifel bei der Wunschhochschule nachhaken!“
„Den NC kann man nachschauen“
- Nein. Der NC steht erst nach der Bewerbungsrunde fest. Nachschauen kann man die NCs vergangener Bewerbungsrunden.
„Einen Platz kann man auch übers Warten bekommen“
- Im Prinzip schon, aber nicht immer klappt es. In vielen – nicht in allen! –Bundesländern gibt es eine Wartezeitquote. Sie ist unterschiedlich hoch, aber nirgends werden mehr als 20 Prozent der Plätze über die Wartezeit verteilt. Das Kontingent an Warteplätzen wird in jeder Bewerbungsrunde an die Kandidatinnen und Kandidaten mit den meisten Wartesemestern vergeben. Mit fünf Wartesemestern schlägst du alle mit vieren, ganz egal, was deine Abi-Note ist. Oft werden höchstens sieben Wartesemester berücksichtigt.
Vorher bei der Hochschule Bescheid geben, dass du Wartesemester sammelst, musst du nicht. Als Wartesemester zählt meist (aber nicht immer) jedes Semester, das seit deinem Abi vergangen ist und in dem du nicht an einer staatlichen Hochschule in Deutschland studiert hast.
Manche Bundesländer kennen keine Wartezeitquote, dafür rechnen sie Wartesemester auf den Abi-Schnitt an. Das Saarland wiederum setzt auf »Bewerbungssemester«, in diesem Fall musst du dich bewerben und die Absagen sammeln. Einen ausführlichen Überblick zum Thema Wartezeit mit den Regelungen der einzelnen Bundesländer bietet das Portal Studis Online
Achtung: In Medizin, Zahnmedizin, Tiermedizin und Pharmazie wird Wartezeit nicht berücksichtigt.
„Studienplätze in Psychologie sind umkämpft“
- Das stimmt. In den letzten Jahren lag der NC zumindest dort, wo es nur nach Noten ging, im vorderen Einserbereich. Eine große Zahl von Hochschulen zieht neuerdings auch die Ergebnisse eines Tests, des BaPsy-DGPs, heran. Dieser prüft Mathekenntnisse und die Fähigkeit zu schlussfolgerndem Denken. Außerdem beinhaltet er Verständnisfragen zu deutschen und englischen Texten, die psychologische Themen behandeln.
„Eine Eignungsprüfung ersetzt den NC“
- Für Sport und in künstlerischen Fächern wie Musik, Modedesign und Bildender Kunst musst du in aller Regel deine Eignung nachweisen. Dafür finden teils aufwendige Prüfungen statt. Die Abi-Note ist den Hochschulen häufig, aber nicht immer, egal. Wird eine „besondere künstlerische Eignung“ festgestellt, kann man sogar ohne Abi studieren. Gelegentlich kommt es auch vor, dass eine Eignungsprüfung und zusätzlich das NC-Verfahren zur Anwendung kommen.
„NC-Studiengänge sind besonders anspruchsvoll“
- Der NC sagt nichts über die Leistungsanforderungen aus. Der Abi-Schnitt wird benutzt, um bei knappen Plätzen eine Rangfolge herzustellen. Ein strenger NC bedeutet, dass die Konkurrenz um die Plätze groß ist, mehr nicht.
