Medizin studieren
Ein Text von Florian Schumann. Mitarbeit: Christian Heinrich – ZEIT Studienführer 2022/23
Darum geht es
Das Medizinstudium öffnet dir die Tür zu einem der interessantesten und abwechslungsreichsten Berufe. »Man trifft Menschen aus allen gesellschaftlichen Schichten und Altersgruppen«, sagt Matthias Frosch, Professor für Hygiene und Mikrobiologie an der Uni Würzburg und Präsident des Medizinischen Fakultätentags. »Beim Arbeiten kommt es mal auf Geschick und handwerkliches Können an, mal auf Fachwissen, dann wieder eher auf schnelle Auffassungsgabe und Kreativität.«
Im Studium beschäftigst du dich mit den Ursachen von Krankheiten und möglichen Behandlungsmethoden. Du lernst unter anderem, wie Nervenzellen aufgebaut sind und wie sie miteinander kommunizieren, wie der Blutkreislauf funktioniert, aber auch wie man die Krankheitsgeschichte eines Patienten erfragt. Und das Lernen hört nie auf. »Man muss immer auf aktuelle Ergebnisse aus Studien reagieren und in der Lage sein, auch neu zugelassene Behandlungsmöglichkeiten anzuwenden«, sagt Frosch. Bedeutende Erkenntnisse gewinnt man heute auch deshalb, weil sich mittlerweile riesige Datensätze digital auswerten lassen, wie etwa bei der Genom-Sequenzanalyse eines Menschen.
Über Fächergrenzen hinweg entstehen zunehmend sogenannte interprofessionelle Lernprojekte. Dann arbeiten beispielsweise Medizinstudierende, Pflege-Azubis und angehende Physiotherapeuten gemeinsam auf einer Klinikstation.
Typische Fragestellungen im Humanmedizin-Studium
- In welcher Verbindung stehen Organe, Muskeln und Knochen?
- Wie erkennt man einen Herzinfarkt?
- Wie wirken Bakterien im Körper?
- Welche Krankheiten können durch einen gestörten Stoffwechsel und Hormonhaushalt entstehen?
- Wie konzipiert man eine medizinische Studie für ein neues Medikament?
- Wie lassen sich Impfschäden erfassen und medizinisch beurteilen?
So läuft das Studium ab
Das Medizinstudium dauert zwölf Semester. Im ersten Studienabschnitt geht es um naturwissenschaftliche Grundlagen wie Physiologie, Anatomie und Biochemie. Hinzu kommen Laborpraktika sowie ein Präparierkurs. Bei dem sezierst du Leichen, um zu verstehen, wie der Körper aufgebaut ist. In Untersuchungskursen übst du, wie man ein Herz abhört, Blut abnimmt und Patienten zu ihren Beschwerden befragt.
Nach vier Semestern steht die erste große Prüfung an, das sogenannte Physikum. Anschließend folgt der nächste Abschnitt mit 22 verschiedenen Disziplinen von Allgemeinmedizin bis Chirurgie und zwölf fächerübergreifenden Themen wie Rehabilitation und Epidemiologie. In den Semesterferien machst du insgesamt vier Monate Praktika. Während dieser »Famulaturen» behandelst du gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten deine ersten Kranken.
Nach insgesamt fünf Jahren Studium folgt die Zweite Ärztliche Prüfung, anschließend das Praktische Jahr. In dieser Zeit arbeitest du im Krankenhaus oder in einer Praxis. Nach einer erfolgreichen mündlichen und praktischen Prüfung erhält man die staatliche Zulassung, die Approbation. Die meisten hängen dann noch weitere fünf oder sechs Jahre für eine Facharztausbildung an, um beispielsweise als Gynäkologin oder Augenarzt arbeiten zu können.