Medizin studieren
Ein Text von Florian Schumann – ZEIT Studienführer 2023/24
Darum geht es
In der Medizin befasst du dich damit, wie Menschen gesund bleiben oder wieder gesund werden. „Das Schöne am Fach ist, dass man Menschen in existenzieller Not helfen und Krankheiten heilen kann“, sagt Matthias Frosch, Professor an der Uni Würzburg und Präsident des Medizinischen Fakultätentags.
Im Studium beschäftigst du dich mit den Ursachen von Krankheiten und mit Behandlungsmethoden. Du lernst, wie Nervenzellen miteinander kommunizieren oder wie der Blutkreislauf funktioniert. An vielen Unis übst du mit Schauspielpatienten oder in virtuellen Labs, wie du die Krankheitsgeschichte einer Patientin erfragst und einen Menschen versorgst.
Seit der Corona-Pandemie sind auch die Struktur des Gesundheitswesens und die Gesundheit der Gesamtbevölkerung Thema. In Zukunft werden die Versorgung der alternden Bevölkerung und die Folgen des Klimawandels für die Gesundheit zunehmend eine Rolle spielen. Das Lernen hört im Beruf nicht auf.
„Man muss auf aktuelle Studienergebnisse reagieren und in der Lage sein, auch neu zugelassene Behandlungsmöglichkeiten anzuwenden“, sagt Frosch. Bedeutende Erkenntnisse gewinnt man heute auch deshalb, weil sich mittlerweile riesige Datensätze digital auswerten lassen, wie etwa bei der Genomsequenzanalyse eines Menschen.
Typische Fragestellungen im Humanmedizin-Studium
- In welcher Verbindung stehen Organe, Muskeln und Knochen?
- Wie funktioniert das Herz-Kreislauf-System?
- Wie versorge ich eine Patientin mit einer schweren allergischen Reaktion?
- Wie kommuniziere ich eine Diagnose mit schlechter Prognose?
- Wie wirken Bakterien im Körper?
- Welche Krankheiten entstehen durch einen gestörten Hormonhaushalt?
- Wie wirken mRNA-basierte Impfstoffe?
So läuft das Studium ab
Das Medizinstudium dauert zwölf Semester. Der erste Abschnitt dreht sich um naturwissenschaftliche Grundlagen wie Physiologie (Funktionen des Körpers), Anatomie und Biochemie. Hinzu kommen Laborpraktika sowie ein Präparierkurs: Man seziert Leichen, um zu verstehen, wie der Körper aufgebaut ist.
In Untersuchungskursen übst du, wie man ein Herz abhört, Blut abnimmt und Patienten befragt.
Nach vier Semestern steht die erste große Prüfung an, das Physikum. Es folgt ein Abschnitt mit 22 verschiedenen Disziplinen von Allgemeinmedizin bis Chirurgie sowie zwölf fächerübergreifenden Themen wie zum Beispiel Epidemiologie.
In den Semesterferien machst du insgesamt vier Monate Praktika. Während dieser „Famulaturen“ behandelst du gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten deine ersten Kranken. Nach fünf Jahren Studium folgt die Zweite Ärztliche Prüfung und anschließend das Praktische Jahr (PJ) im Krankenhaus oder einer Praxis.
Nach einer erfolgreichen mündlichen und praktischen Prüfung erhält man die staatliche Zulassung, die Approbation. Die meisten hängen noch weitere fünf oder sechs Jahre für die Facharztausbildung an, um beispielsweise als Internistin oder Augenarzt arbeiten zu können. An einem Viertel der Unis – etwa in Aachen oder Hamburg – gibt es Modellstudiengänge, die Theorie und Praxis stark miteinander verknüpfen und zum Teil einen anderen Studienaufbau haben.