Philosophie studieren
Ein Text von Gabriele Meister - ZEIT Studienführer 2023/24
Darum geht es
Ist es möglich, an absolut allem zu zweifeln? Ist moralisch gut, was den meisten nützt? Mit existenziellen Fragen wie diesen beschäftigen sich Studierende der Philosophie. „Oft nähern wir uns einem Thema, indem wir erst einmal die zentralen Begriffe klären.“ sagt Reinold Schmücker, Präsident der Deutschen Gesellschaft für Philosophie und Philosophie-Professor an der Uni Münster. Die Studierenden erörtern zum Beispiel, was mit „Wahrheit“ oder „Freiheit“ gemeint ist oder ob Krieg moralisch gerechtfertigt sein kann.
Im Studium lernst du die Epochen der Philosophiegeschichte kennen und interpretierst und diskutierst zahlreiche Texte großer Denkerinnen und Denker, von Platon über Kant und Hannah Arendt bis hin zur zeitgenössischen Philosophin Martha Nussbaum. „Manchmal experimentieren Philosophinnen und Philosophen auch mit Thesen und Theorien, die erst einmal absurd klingen, zum Beispiel der Annahme, dass es Geist außerhalb des Körpers gibt“, sagt Schmücker. Das Thema beschäftige die Philosophie schon sehr lange, aber seit es künstliche Intelligenz gebe, verstehe jeder die Relevanz, so Schmücker. „So wie Stuntmen und -women die Szenen drehen, die anderen zu gefährlich sind, wagen sich Philosophinnen und Philosophen an Fragen heran, vor denen andere zurückscheuen.“
Typische Fragestellungen im Philosophie-Studium
- Warum gibt es etwas und nicht nichts?
- Können Medien Wirklichkeit prägen?
- Was ist Demokratie?
- Wie sollten demokratische Gesellschaften strittige Fragen entscheiden?
- Was ist absichtliches Handeln?
- Wie lässt sich Natur definieren, und welche Verpflichtungen haben wir ihr gegenüber?
- Beeinflusst unser Körper unsere Sicht auf die Welt?
So läuft das Studium ab
Man unterscheidet zwischen theoretischer und praktischer Philosophie. Ein wichtiges Teilgebiet der theoretischen Philosophie ist die Erkenntnis- und Wissenstheorie: Seit Platons Zeiten haben sich Philosophen mit der Frage beschäftigt, was Menschen überhaupt wissen können. Außerdem gehören die Sprachphilosophie, die das Verhältnis von Sprache und Wirklichkeit hinterfragt, und die Metaphysik, bei der es um die Frage geht, was überhaupt existiert, zur theoretischen Philosophie. Die praktische Philosophie hingegen fragt: Was soll ich tun? Und wie kann ich das herausfinden? Ihre wichtigsten Teilbereiche sind Ethik und politische Philosophie. In den Seminaren wird viel diskutiert. Die Studierenden lernen etwa, wie sie Argumentationen in Texten analysieren und eigene Aussagen präzise formulieren und logisch verknüpfen können. Sie untersuchen zum Beispiel, wie Descartesʼ Gottesbeweis aufgebautist, und üben das Widerlegen von Thesen.