Pflegewissenschaft studieren
Ein Text von Florian Schumann – ZEIT Studienführer 2023/24
Darum geht es
Die Pflegewissenschaft beschäftigt sich nicht nur damit, wie Pflegebedürftige bestmöglich versorgt werden. Ebenso geht es um die kluge Organisation von Pflege, um Konzepte, wie Kinder mit Behinderung gut betreut werden können, oder darum, wie sich die Gesundheit der Bevölkerung fördern lässt. Dabei werden nicht nur gesundheitliche Fragen erforscht, sondern auch ethische, rechtliche, technische und wirtschaftliche.
Während sich eine Pflegeausbildung auf die Praxis konzentriert, ergänzt ein Studium diese um wissenschaftliche Hintergründe und Methoden.
„Chronische Krankheiten nehmen zu, die Lebenserwartung steigt, und gesundheitsbezogenes Wissen entwickelt sich rasant. Deshalb brauchen wir Menschen, die neue Studien interpretieren und das Wissen in die Pflege einbringen können“, sagt Julia Lademann, Professorin für Pflege und Gesundheitswissenschaften an der Frankfurt University of Applied Sciences und Vorständin der Bundesdekanekonferenz Pflegewissenschaft. Nicht nur in der Gesellschaft, auch im Studium wird das Thema Vorbeugung immer wichtiger. Du lernst deshalb, Menschen auf Basis wissenschaftlicher Erkenntnisse so zu beraten, dass sie selbst etwas für ihre Gesundheit tun können.
Typische Fragestellungen im Pflegewissenschaft-Studium
- Wie lässt sich der Pflegebedarf eines Menschen messen?
- Wie legt man einen Blasenkatheter?
- Wie baut man Vertrauen zu Pflegebedürftigen auf, um beispielsweise intime Körperzonen zuwaschen?
- Warum sollte sich die Pflege von Demenzkranken an deren Biografie orientieren?
- Wie können Menschen mit einer lebensbedrohlichen Viruserkrankung optimal pflegerisch versorgt werden?
- Wie sieht gendersensible Pflege aus?
- Wie setzt man Roboter in der Pflege ein?
So läuft das Studium ab
Für ein Pflegestudium musst du in der Regel zuvor eine pflegerische Ausbildung abgeschlossen haben, oder du absolvierst rund 2500 Stunden Praxis während deines Studiums. Während deiner Praxizeiten lernst du die verschiedenen Bereiche der Pflege kennen, vom Krankenhaus über die stationäre und ambulante Pflege bis hin zur pädiatrischen und psychiatrischen Versorgung. Etwa 10 bis 15 Prozent der Praxiseinheiten werden in sogenannten Skills-Labs unter anderem mithilfe von Puppen trainiert. Manchmal übst du auch mit Schauspielpatienten, wie man jemanden aus dem Bett hebt, Kompressionsstrümpfe anzieht oder ein Beratungsgespräch führt.
Im Studium lernst du Sozialrecht, Ethik und Kommunikationstheorien kennen, denn im Alltag gibt es schwierige Situationen. Etwa, wenn ein Patient ein schützendes Bettgitter ablehnt. Was hat Vorrang: sein Schutz oder sein Wille?
Die Regelstudienzeit variiert, oft liegt sie zwischen sechs und acht Semestern. „Man sollte sich erkundigen, ob die Praxiszeiten an der jeweiligen Wunschhochschule bezahlt werden“, rät Lademann. Denn wer die Praxisstunden absolvieren muss, habe keine Zeit, nebenbei noch zu arbeiten, um das Studium zu finanzieren. Bisher erfolgt eine Vergütung noch nicht an allen Studienstandorten.