Romanistik studieren
Ein Text von Gabriele Meister. Mitarbeit: Nina Roßmann – ZEIT Studienführer 2022/23
Darum geht es
Spanisch, Französisch, Italienisch, Portugiesisch oder doch lieber Rumänisch, Katalanisch oder Sardisch? Die Romanistik befasst sich mit Sprachen und Kulturen sehr unterschiedlicher Länder und Regionen. Ebenso vielfältig sind die Studiengänge: Je nach Universität kannst du eine oder mehrere Sprachen studieren, einen breiten Überblick bekommen oder dich spezialisieren. Immer geht es dabei jedoch um Sprachen lateinischen Ursprungs.
Im Studium lernst du, wie sich die Sprachen, Literaturen und Kulturen romanischsprachiger Länder im Laufe der Jahrhunderte entwickelt haben und wie aktuelle Ereignisse sie beeinflussen. Romanistik ist also weit mehr als nur ein Sprachkurs. »Man lernt, sich in fremde Kulturen hineinzudenken«, sagt Carolin Patzelt, Professorin an der Uni Bremen und Präsidentin des Deutschen Romanistenverbands.
Derzeit beschäftigt Romanistinnen und Romanisten zum Beispiel, welche neuen Wörter während der Corona-Pandemie entstanden sind und wie sie in der Presse benutzt wurden, zum Beispiel »el covidiota« im Spanischen oder »le covidiot« im Französischen.
Typische Fragestellungen im Romanistik-Studium
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Wie hängen Migration und Sprachwandel zusammen?
Wie setzt sich die lateinamerikanische Gegenwartsliteratur mit indigenen Sprachen und Kulturen auseinander?
Warum setzt man im Französischen Subjektpronomen, im Spanischen und Italienischen aber eher nicht?
Warum ist Dante so wichtig für die Entwicklung der italienischen Sprache?
Wie lässt sich der große Erfolg der italienischen Autorin Elena Ferrante –das »Ferrante-Fieber« – erklären?
Kann man Menschen aus einer bestimmten sozialen Schicht an ihrer Aussprache erkennen?
So läuft das Studium ab
Das Romanistikstudium basiert auf den Hauptdisziplinen Sprachwissenschaft, Literaturwissenschaft, Kulturwissenschaft und Sprachpraxis, wenn man auf Lehramt studiert, kommt noch Fachdidaktik hinzu.
Du beschäftigst dich mit literarischen Texten, Theaterstücken, Filmen und Graphic Novels und untersuchst beispielsweise, warum bestimmte Regionalsprachen in Spanien oder Frankreich (nicht) gefördert werden, was die Sprache des Populismus ausmacht oder welche Motive in Migrationsliteratur genutzt werden.
Auch praktische Aspekte können zum Studium gehören: Vielleicht organisierst du eine Ausstellung oder Filmwoche, erstellst Texteditionen und Übersetzungen oder lernst, wie man fremdsprachige Filme untertitelt.
Digitale Methoden können ebenfalls zum Einsatz kommen: Zum Beispiel, wenn es darum geht, große Textsammlungen zu analysieren, etwa alle Artikel einer Zeitung in einem bestimmten Zeitraum. Ein Auslandssemester ist fast immer fest eingeplant.
Hier sind passende Romanistik-Studiengänge und Hochschulen
Wo kann ich Romanistik studieren?
Romanistik passt zu dir, wenn …
... du offen bist für andere Kulturen und neugierig darauf, wie man Sprachen und Literaturen mit wissenschaftlichen Methoden erforscht. »Durch das Studium bekommt man eine neue Perspektive auf Sprache und Kultur. Man lernt, wie Sprache funktioniert, und versteht zum Beispiel, warum jeder eine ganz individuelle Aussprache hat oder wie Einwandererinnen und Einwanderer aus den Maghreb-Staaten die französische Sprache geprägt haben«, sagt Patzelt.
Voraussetzung ist, dass man gern und viel liest. Zum Pensum gehören beispielsweise Romane ebenso wie wissenschaftliche Fachtexte.
Bei Französisch, Italienisch und Spanisch wird teilweise erwartet, dass man die Sprache schon gut spricht. Oft gibt es einen Sprachtest zur Einstufung. Kleinere romanische Sprachen wie Rumänisch kann man in der Regel ohne Vorkenntnisse studieren.
»Es hat viele Vorteile, mehr als eine romanische Sprache zu studieren. So versteht man die Unterschiede und Gemeinsamkeiten zwischen den Sprachen und Kulturen besser«, sagt Patzelt.
Von Professor:innen empfohlene Voraussetzungen und Fähigkeiten
- Interesse an Sprache
- Interesse an Literatur / Lesefreude und -bereitschaft
- Interesse an Geschichte / historische Grundkenntnisse
- Internationale, interkulturelle Aufgeschlossenheit / Interesse an internationalen Themen
- Kommunikationsfähigkeit / Sprachkompetenz / Ausdrucksfähigkeit (inkl. Lese- und Schreibkompetenz und Textverständnis)
- Argumentations- / Diskussionsfähigkeit
- Reflexions- und Kritikfähigkeit / kritisches Denken
- selbstständiges, selbstorganisiertes und -diszipliniertes Lernen und Arbeiten / Selbstmanagement / Bereitschaft zum Selbststudium
- abstraktes / logisches / analytisches Denkvermögen
- Auslandserfahrung / Bereitschaft für Reisen und Auslandsaufenthalte
- Fremdsprachenkenntnisse in der/n Sprache(n), die studiert werden soll(en)
Quelle: Professor(inn)enbefragung im Rahmen des CHE Rankings 2016/17.
Gibt es einen NC?
Romanistik ist meist zulassungsfrei, an den meisten Unis gibt es also keinen NC. Einige verlangen Kenntnisse in Latein, die man aber auch in den ersten Semestern erwerben kann.
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