Geowissenschaften studieren
Ein Text von Daniel Kastner. Mitarbeit: Angelika Dietrich – ZEIT Studienführer 2022/23
Darum geht es
Wenn auf La Palma ein Vulkan ausbricht oder eine Flutkatastrophe das Ahrtal verwüstet, versuchen Geowissenschaftler nachzuvollziehen, wie und warum es zu diesen Ereignissen kommen konnte. Sie sammeln Daten und analysieren zum Beispiel, ob man in einem Gebiet eine Staumauer bauen sollte oder wo sich die Ressourcenknappheit verschärfen wird. »Wir Geowissenschaftler fragen uns: Was passiert jetzt gerade unter unseren Füßen? Was ist dort in der Vergangenheit geschehen, und was könnte in Zukunft kommen, zum Beispiel in Bezug auf den Klimawandel?«, sagt Martin Meschede, Präsident der Deutschen Geologischen Gesellschaft – Geologischen Vereinigung und Professor an der Uni Greifswald.
Das Fach besteht aus mehreren Teilbereichen. Einer von ihnen ist die Geologie. In der historischen Geologie geht es um die Entstehung und Entwicklung der Erde. Die Geodynamik befasst sich mit ihrem Aufbau und der Frage, wie Kontinente entstanden sind. In der angewandten Geologie geht es um Rohstoffe, in der Hydrogeologie um Grundwasser. Die Mineralogie beschäftigt sich mit der Zusammensetzung von Mineralien und Gesteinen, die Paläontologie untersucht die Entwicklung des Lebens, etwa anhand von Fossilien. Die Geophysik erforscht mit physikalischen Untersuchungsmethoden die Erde und das Erdinnere.
»Die Geowissenschaften sind sehr interdisziplinär geworden. Das sieht man schon an Fachbezeichnungen wie Geophysik und Geochemie, die Teil des Studiums sind«, sagt Meschede.
Typische Fragestellungen im Geowissenschaften-Studium
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Wie hat sich der CO₂-Gehalt der Atmosphäre durch den Einfluss des Menschen verändert?
Lassen sich Vulkanausbrüche vorhersagen?
Wie entstehen Rohstoffe?
Welchen Einfluss hat der Mond auf das System Erde?
Wie bildet sich ein Gebirge?
Wie bekommen wir ausreichend sauberes Trinkwasser?
So läuft das Studium ab
In geowissenschaftlichen Einführungsvorlesungen erhältst du einen Überblick über die wichtigsten Themen. Meist gibt es zu jeder Vorlesung eine Übung, bei der man das theoretisch Gehörte auch praktisch umsetzt. Etwa in den Fächern Gesteinskunde, Mikroskopie, Kartenkunde und zum Umgang mit Satellitendaten. In Gesteinskunde bekommen Studierende zum Beispiel verschiedene Steine wie Basalt, Sandstein oder Kalkstein in die Hand und sollen vergleichen: Wie hart sind die Steine? Wie viel Mineralien enthalten sie? Mess- und Analysemethoden zur chemischen und mineralogischen Zusammensetzung solcher Gesteine lernst du im Labor kennen. Außerdem hast du in den ersten zwei, drei Semestern Mathe, Physik und Chemie. An vielen Unis sind im Bachelorstudium bis zu 50 Tage Geländepraktikum vorgesehen – in Deutschland, Europa oder sogar in den USA. Die Kosten dafür müssen die Studierenden selbst tragen, meist gibt es aber einen kleinen Zuschuss von der Fakultät. Bei solchen Praktika versuchen Studierende zum Beispiel anhand von Kratzspuren an Steinen tektonische Bewegungen nachzuvollziehen und zu erkennen, in welche Richtung sich das Gestein einst bewegt hat.
Das Fach wird oft mit verschiedenen Schwerpunkten angeboten, zum Beispiel Sedimentologie, Vulkanologie, Quartärgeologie, Meeres- oder Hydrogeologie. Man sollte sich vorher erkundigen, worauf sich die Uni spezialisiert hat.
Hier sind passende Geowissenschaften-Studiengänge und Hochschulen
Wo kann ich Geowissenschaften studieren?
Geowissenschaften passt zu dir, wenn …
… du dich für Steine und Geschichte interessierst, gern draußen bist und ein gutes räumliches Vorstellungsvermögen besitzt. Ein großer Teil des Studiums findet im Freien statt – dir sollten also Wind, Regen oder Hitze nichts ausmachen. Außerdem solltest du dich im Gelände orientieren können, dazu gehört auch, Karten lesen zu können. »Teamfähigkeit ist ebenfalls wichtig, gerade im Gelände«, sagt Meschede. Physik, Chemie und Biologie sollte man mögen, Kenntnisse in diesen Fächern sind nötig, um zum Beispiel Bodenproben, Grundwasser oder Fossilien zu analysieren. Geophysiker haben außerdem mit Mathe und Informatik zu tun – sie verbringen viel Zeit am Computer und vor Messgeräten.
Von Professor:innen empfohlene Voraussetzungen und Fähigkeiten
- Affinität zu den Naturwissenschaften / naturwissenschaftliche Vorkenntnisse
- Interesse an Natur und Umwelt
- abstraktes / logisches / analytisches Denkvermögen
- räumliches Vorstellungsvermögen, räumliches Denken
- Bereitschaft zu Geländearbeit, Geländetauglichkeit
- Englischkenntnisse
Quelle: Professor(inn)enbefragung im Rahmen des CHE Rankings 2015/16
Gibt es einen NC?
Die große Mehrheit der geowissenschaftlichen Studiengänge hat keinen NC.
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