Chemie studieren
Ein Text von Daniel Kastner. Mitarbeit: Angelika Dietrich – ZEIT Studienführer 2022/23
Darum geht es
Chemie gehört zu unserem Alltag dazu: In Solarzellen oder Handyakkus, in der Waschmaschine oder im Verbrennungsmotor laufen chemische Prozesse ab. Auch wenn Pflanzen mithilfe von Lichtenergie organische Stoffe erzeugen oder ein Enzym, das in unserem Speichel steckt, Kohlenhydrate in Zuckermoleküle spaltet, laufen chemische Prozesse ab.
In der Chemie untersucht man Reaktionen zwischen Molekülen in der Natur und vollzieht sie im Labor nach. So werden neue Materialien, Verfahren und Wirkstoffe entwickelt. Das Thema Nachhaltigkeit wird dabei immer wichtiger, etwa bei der Frage, wie man Kunststoff aus nachwachsenden Rohstoffen gewinnen kann. In der Materialforschung entwickeln Chemiker möglichst leichte Materialien für die Flugzeug- und Autoindustrie. Auch die Baubranche braucht ihre Unterstützung, etwa, um dünnflüssigen, aber schnell trocknenden Beton zu entwickeln. »Wir sind außerdem dabei, Fragen zur Energieversorgung der Zukunft oder zur Begrenzung der Klimaerwärmung zu beantworten und Lösungen zu finden«, sagt Arno Pfitzner, Professor an der Uni Regensburg und Sprecher der Konferenz der Fachbereiche Chemie.
Das sagen Studierende über Chemie
Typische Fragestellungen im Chemie-Studium
- Wie findet man heraus, welche Stoffe in Lebensmitteln enthalten sind?
- Welche Systematik hat das Periodensystem?
- Wie stellt man leistungsfähige Batterien her?
- Wie könnte eine autarke Energie-versorgung in ärmeren Ländern aussehen?
- Wie macht man Waschmittel umweltfreundlicher?
- Wodurch unterscheidet sich ein Metall von einem Nichtmetall?
- Wie lassen sich radioaktive Substanzen in der medizinischen Diagnostik durch andere Verfahren ersetzen?
So läuft das Studium ab
In den ersten vier Semestern befasst du dich vor allem mit Organischer, Anorganischer, Physikalischer und Analytischer Chemie. Du lernst, welche Eigenschaften die Elemente im Periodensystem haben und wie grundlegende Reaktionen ablaufen. Du beschäftigst dich mit Verbindungen mit und ohne Kohlenstoff, mit Redoxreaktionen und Säure-Base-Gleichgewichten, mit Thermodynamik und Bindungslehre. Mathematik und Physik gehören ebenfalls dazu.
In den Vorlesungen werden häufig chemische Experimente vorgeführt. Bei den Laborpraktika lernst du, wie man Massen und Volumina bestimmt, Substanzen herstellt und aus welchen Bestandteilen sich Stoffgemische zusammensetzen. Dabei hantierst du mit Reagenzglas, Pipette und Bunsenbrenner, verwendest Farbstoffe und übst den Umgang mit ätzenden oder giftigen Verbindungen. Die Ergebnisse deiner Untersuchungen hältst du in Protokollen fest. Auch die Auswertung am Computer mit Programmen wie Excel oder Matlab gehört dazu. Digitalisierung und Big Data spielen dabei eine wichtige Rolle. Ab dem fünften Semester wählt man eigene Schwerpunkte, etwa Materialwissenschaften, Toxikologie oder Computerchemie. Oft kann man dann schon ein erstes eigenes Forschungsprojekt beginnen.
»Der Bachelor ist an allen deutschen Unis vergleichbar, mit der Wahl des Studienortes und der Uni wählt man also noch keinen Schwerpunkt«, sagt Wolfram Koch, Geschäftsführer der Gesellschaft Deutscher Chemiker. Diesen setzt man erst mit dem Master und der Promotion, für die sich 85 Prozent der Chemiestudierenden entscheiden.