Biologie studieren
Ein Text von Daniel Kastner – ZEIT Studienführer 2023/24
Darum geht es
Als größte Pflanze der Welt gilt die Posidonia australis. Dieser Seegrasteppich ist über 180 Kilometer lang. Die Biologie befasst sich mit ihr genauso wie mit Säugetieren, winzig kleinen Einzellern, der Arbeit mit der „Genschere“ oder mit der Einwanderung fremder Arten wie des Schwarzen Zwergwelses nach Europa. Und das ist nur ein kleiner Ausschnitt. Die Bandbreite des Fachs ist riesig.
Die biologische Forschung untersucht dabei nicht nur Lebewesen, sondern auch ihre Beziehungen zueinander und ihre Wechselwirkungen mit der Umwelt.
„Ein Dauerbrenner ist das Thema: Wie reagiert die Natur auf veränderte Klimabedingungen?“, sagt Alois Palmetshofer, Sprecher der Konferenz Biologischer Fachbereiche. Biologinnen und Biologen schauen sich aber auch viel von der Natur ab: Sie erforschen zum Beispiel die Haftorgane von Insektenbeinen und nutzen dieses Wissen dann bei der Entwicklung von Klebstoffen
Das sagen Studierende über Biologie
Typische Fragestellungen im Biologie-Studium
- Welchen Prinzipien folgt die Evolution?
- Wie kontrollieren Säugetiere ihre Körpertemperatur?
- Wie kommunizieren Zellen miteinander?
- Welchen Einfluss haben die Klimaveränderungen auf die Biodiversität?
- Welche Chancen bietet das Genom-Editing für die Therapie von Erbkrankheiten?
- Wie häufig ist die Übertragung genetischer Information von Viren auf Menschen?
- Wie wahrscheinlich sind Pandemien?
So läuft das Studium ab
Am Anfang beschäftigst du dich mit Grundlagen aus den Fächern Mathe, Chemie und Physik sowie mit den klassischen Disziplinen der Biologie: Zoologie, Botanik, Genetik, Evolutionsbiologie, Zell- und Entwicklungsbiologie, Mikrobiologie und Ökologie. Im Labor legst du Bakterienkulturen an, vervielfältigst Erbmaterial oder färbst Chromosomen ein; in Mikroskopierkursen lernst du, Zelltypen voneinander zu unterscheiden, und zeichnest Querschnitte von Blättern und Wurzeln; im zoologischen Grundpraktikum, dem sogenannten Schnippelkurs, schneidest du Schaben, Würmer und Schnecken auf, um deren Anatomie zu verstehen.
Zum Studium gehören je nach Schwerpunkt außerdem Exkursionen, sei es ins Umland der Universität, in die Alpen oder nach Helgoland. Die Studierenden sammeln und bestimmen dort zum Beispiel Pflanzen.
Big Data und Simulationen am Rechner gewinnen zunehmend an Bedeutung. „Es ist nicht mehr alles wet biology – also im Labor stehen, pipettieren und experimentieren“, sagt Alois Palmetshofer. An zahlreichen Universitäten stehen auch Grundlagen der Bioinformatik und der Systembiologie auf dem Lehrplan.
Ab dem vierten Semester kannst du meist eigene Schwerpunkte wählen, etwa in Neurobiologie, Ökologie, Botanik oder Biotechnologie. Die Themen und damit auch das Profil, das du dir erarbeitest, variieren von Uni zu Uni. Spätestens bei der Bachelorarbeit arbeitest du in wissenschaftlichen Gruppen mit: an der Uni, in anderen Forschungseinrichtungen oder in der Industrie. Viele gehen auch für ein paar Monate ins Ausland.