Mechatronik studieren
Ein Text von Madlen Ottenschläger. Mitarbeit: Paul Lütge – ZEIT Studienführer 2022/23
Darum geht es
Wer schon einmal mit einem E-Roller gefahren ist, der hat ein mechatronisches System genutzt: Denn der Antrieb vereint auf kleinstem Raum mechanische und elektronische Komponenten mit Software. Wenn diese drei Bestandteile in einem System zusammengebracht werden, spricht man von Mechatronik. Dazu gehören auch Smartphones, die zum Beispiel mit Sensoren für das Erkennen eines Fingerabdrucks ausgestattet sind.
»Heute sind fast alle Produkte des täglichen Lebens mechatronische Systeme«, sagt Rolf Biesenbach, Professor an der Hochschule Bochum und Vorsitzender des Fachbereichstags Mechatronik. Als Mechatronikingenieurin oder Mechatronikingenieur entwickelst du aber nicht nur Produkte. Du verbesserst auch ganze Produktionsprozesse und ermöglichst »Production on demand«: zum Beispiel wenn jemand ein personalisiertes Wunschauto möchte.
Ein wichtiges Thema ist dabei die Zusammenarbeit von Mensch und Roboter, etwa in der Produktion von Fahrzeugen, wo Mensch und Greifarm quasi Hand in Hand arbeiten. In der Mechatronik forscht man daran, welche Eigenschaften ein Roboter haben muss, damit man ihn intuitiv und dennoch sicher bedienen kann. Auch interaktive Roboter werden immer beliebter, zum Beispiel im Pflegebereich.
Weitere große Themen für Mechatroniker sind künstliche Intelligenz sowie Big Data.
Typische Fragestellungen im Mechatronik-Studium
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Wie funktioniert ein Spurassistenzsystem im Auto?
Warum weiß ein Roboter, an welchem Fahrzeug er welche Schweißnaht setzen muss?
Wie verläuft der Weg von einem virtuellen Entwurf einer Fabrik am Computer zur realen Produktionsstätte?
Mit welchen elektrischen Antriebs-systemen kann man die Mobilität der Zukunft gestalten?
Wie produziert man nachhaltig und ressourcenschonend?
So läuft das Studium ab
Zu Beginn lernst du Grundlagen aus Mathematik, Physik, Maschinenbau, Elektrotechnik und Informatik. »Manche wollen am liebsten gleich ein Elektroauto bauen. Aber ohne Grundlagen geht das nicht«, sagt Rolf Biesenbach. Zudem gibt es an manchen Hochschulen Module zu Regelungs- und Informationstechnik
In den höheren Semestern wählt man meist eine Vertiefungsrichtung: So lernst du zum Beispiel im Bereich Automation, am Computer komplexe Fertigungsanlagen zu entwickeln, beim Schwerpunkt Automotive fokussierst du dich auf den Entwurf neuer Antriebssysteme. Weitere Schwerpunkte sind Qualitätssicherung und Projektmanagement. Weil das Angebot je nach Hochschule sehr unterschiedlich ist, sollte man sich vorher gut über die Spezialisierungen informieren.
Zu den einzelnen Vertiefungsrichtungen gehören jeweils Projektarbeiten. Du ermittelst dann zum Beispiel die Fehlerrate eines neuen Industriegerätes oder entwickelst ein Online-Tool für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. »Durch Projekte, auch in Gruppen, sollen Team- und Kommunikationsfähigkeit trainiert werden«, sagt Biesenbach.
Zusätzlich sind an fast allen Hochschulen längere Praxisphasen integriert. Dafür gehen Studierende in Entwicklungs- oder Produktionsbereiche großer Unternehmen, aber auch in Start-ups, in deren Geschäftsmodell Mechatronik eine zentrale Rolle einnimmt. Oftmals schreiben sie später auch ihre Abschlussarbeit in dem jeweiligen Betrieb.