Wirtschaftsingenieurwesen studieren
Ein Text von Maria Retter – ZEIT Studienführer 2023/24
Darum geht es
„So, wie ein Triathlet zwischen Schwimmen, Radfahren und Laufen umschalten können muss, so müssen sich auch Studierende des Wirtschaftsingenieurwesens in schnellem Wechsel auf verschiedene Bereiche und Denkweisen einlassen“, sagt Uwe Dittmann, Professor an der Hochschule Pforzheim und Vorsitzender des Fakultäten- und Fachbereichstags des Fachs. An einem typischen Tag im ersten Semester können zum Beispiel BWL, Werkstoffkunde, Programmieren und Recht auf dem Stundenplan stehen.
Wirtschaftsingenieurinnen und -ingenieure verstehen von Management und den Abläufen in einem Unternehmen ebenso viel wie von der Entwicklung und Herstellung und den technischen Details eines Produktes. „Wirtschaftsingenieure müssen sowohl Bauteile konstruieren als auch eine Wirtschaftlichkeitsrechnung anfertigen können“, sagt Dittmann. Ihre Schnittstellenkompetenz ist zum Beispiel gefragt, wenn es darum geht, welche Fertigungsanlage eine Firma kaufen soll, oder abgeschätzt werden soll, welche Kosten ein Zulieferer der Firma bei der Herstellung eines Produktes hat, um den Preis beim Einkauf besser verhandeln zu können.
Das sagen Studierende über Wirtschaftsingenieurwesen
Typische Fragestellungen im Wirtschaftsingenieurwesen-Studium
- Wie verkauft man erfolgreich komplexe technische Produkte?
- Wie entwickelt man zusammen mit anderen Unternehmensbereichen neue Angebote?
- Wie vereinbart man hohe Qualität mit möglichst geringen Kosten?
- Welche Verfahren in der Fertigung sind nachhaltig und umweltschonend?
- Wie verändert man bestehende Produkte so, dass der Absatzsteigt?
- Wie kann man Anlagen demontieren, ohne sie zu zerstören?
- Wie digitalisiert man die Beschaffung, Produktion und Auftragsabwicklung?
- Wie sorgt man dafür, dass Lieferketten technisch reibungslos funktionieren?
So läuft das Studium ab
In den ersten drei bis vier Semestern geht es um technisches und wirtschaftliches Grundlagenwissen. Dazu gehören die Technische Mechanik (wie wirken Kräfte auf Körper?), Fertigungstechnik, Programmieren und die Grundlagen der BWL und VWL. Die technischen Inhalte machen mindestens 40 Prozent des Studiums aus, der wirtschaftswissenschaftliche Anteil liegt bei etwa 30 Prozent. Hinzu kommt der sogenannte Integrationsbereich, der als Herzstück des Wirtschaftsingenieurstudiums gilt: Hier werden Fragen aus den Bereichen Technik und Wirtschaft kombiniert behandelt.
Typische „Integrationsfächer“ sind etwa Projekt- und Prozessmanagement, Produktionsmanagement, Fabrikplanung oder Qualitätsmanagement. Auch Fremdsprachen und Soft Skills wie zum Beispiel Präsentieren und interkulturelle Kommunikation stehen auf dem Programm. In den höheren Semestern kommen vermehrt Projektaufgaben hinzu. Dann planst du zum Beispiel die Produktionsstraße einer E-Auto-Fabrik oder entwickelst den Prototyp eines Windrades. Oder du konzipierst mit deinen Kommilitoninnen und Kommilitonen eine klimaneutrale Fabrik.