Architektur studieren
Ein Text von Madlen Ottenschläger. Mitarbeit: Paul Lütge – ZEIT Studienführer 2022/23
Darum geht es
Wie entwirft man ein Gebäude? Und wie betreut man ein Bauprojekt? Je nach Hochschultyp und Studiengang kann man im Studium dabei zum Beispiel einen technischen, künstlerischen oder wirtschaftlichen Schwerpunkt setzen.
Weil Bauen Ressourcen verbraucht, Flächen versiegelt und teuer ist, experimentieren Architektinnen und Architekten verstärkt mit platzsparenden und kostengünstigen Bauweisen. Auch die sogenannte Umnutzung von Gebäuden beschäftigt sie: Aus einem ehemaligen Gefängnis entsteht dann beispielsweise ein Studierendenheim, aus einer Fabrik ein Hotel. Weitere aktuelle Themen sind die Digitalisierung bei der Bauplanung sowie neue Wohnformen wie Mehrgenerationenhäuser. »Überall wird neu oder umgebaut, die Chancen für Absolventen sind extrem gut«, sagt Clemens Bonnen, Professor an der Hochschule Bremen und Vorsitzender des Fachbereichstags Architektur.
Wer sich in Deutschland als Architektin oder Architekt selbstständig machen möchte, muss bei einer Länderarchitektenkammer eingetragen sein. Voraussetzung dafür ist in der Regel ein Masterabschluss – ihn zu erwerben dauert etwa fünf Jahre – sowie mindestens zwei Jahre Berufserfahrung.
Typische Fragestellungen im Architektur-Studium
- Welche gesetzlichen Vorgaben sind bei einem Bauprojekt zu beachten?
- Welche neuen Wohnformen gibt es, und wie lassen sie sich architektonisch umsetzen?
- Welche Wirkung haben Urbanisierungs-prozesse auf architektonische Entwürfe?
- Wie baut man ökologisch nachhaltig?
- Was kann man aus Gebäuden machen, die nicht mehr genutzt werden?
- Wie lassen sich Räume flexibel fürs Wohnen und Arbeiten gestalten?
- Welche Computerprogramme eignen sich für die Präsentation eines Entwurfs?
So läuft das Studium ab
Architekturstudierende arbeiten ihre Ideen als Skizze, Modell oder dreidimensionale Computerdarstellung aus. Manchmal zeichnen sie zwar auch noch mit der Hand und bauen Modelle aus Karton, Kunststoff oder Holz. Doch das meiste passiert am Rechner. Der Umgang mit Zeichenprogrammen ist verpflichtend und wird schon früh im Studium vermittelt. Auch Kunst- und Baugeschichte sowie Architekturtheorie stehen auf dem Lehrplan.
In der Baukonstruktions- und Tragwerkslehre wiederum lernt man, wie Bauteile miteinander verbunden werden. In der Bauphysik geht es unter anderem um Möglichkeiten, Energie einzusparen. Baurecht, Stadtplanung und weitere ökologische Fragen sind ebenfalls Bestandteil des Architekturstudiums. Dasselbe gilt für das Baumanagement, schließlich müssen Bauprozesse vorausschauend geplant und geleitet werden.
Die Studierenden sind viel unterwegs. »Wenn man ein Museum planen soll, schaut man sich natürlich Museen an, die kürzlich gebaut wurden. Aber auch Klassiker wie die Bauhaus-Architektur in Weimar oder Dessau gehören dazu«, sagt Bernd Rudolf, Professor an der Bauhaus-Universität Weimar.